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Siegel, Monique R.: Weibliche Führungskunst Die Frau in der Gesellschaft, FischerTB 1993.


Die Autorin, im Bereich des höheren Managements tätig, begibt sich auf die Suche nach weiblichen und richtungsweisenden Vorbildern in der Führungskunst und befragt zunächst die success stories und Geschichtsbücher, wobei sie in beiden ähnliches vorfindet: "Männer handeln, Frauen kommen vor." Die Namen der meisten "Geschichtshelden" sind mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden. So wie Ruth Klüger in ihrem Buch "Frauen lesen anders", kommt auch Monique Siegel zu dem Schluß: diese Bücher (Geschichtsschreibung, Erfoglsbeschreibung /klassische Literatur bei R.Klüger) leisten dem männlichen Selbstverständnis unschätzbare Dienste. Sie zitiert in diesem Zusammenhang Marielouise Janssen-Jurreit, die meint, daß die Geschichtsschreibung der Selbstfeier des Mannes diene, auf die psychologischen Bedürfnisse der männlichen Geschichtskonsumenten zugeschnitten sei, und, nach Ansicht der meisten Historiker des 19. und 20. Jhdt's, lediglich der Mann geschichtliche Eigenschaften besitze. Die Leserin erfährt: Frauen kommen durchaus vor in der Geschichte. M. Siegel führt uns durch dreitausendfünfhundert Jahre Geschichte (von Hatschepsut - 1490 v.u.Z. - bis Maggi Thatcher) und stellt in Kurzbiografien, achtundzwanzig Frauen vor, die "einen eigenen Schatten geworfen haben". Sie betont, daß diese Frauen "Dank Können, Klugheit, Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit..." wirkten, obwohl der von ihr zitierte Ortega y Gasset der Auffassung sei, Frauen wirkten vermöge ihrer magischen Kraft und Bezauberung auf die Weltgeschichte ein, wie sie es durch Doktortitel und Wahlrecht nicht erreichen würden.... Der Autorin geht es nicht darum, allein die Erfolge in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch die Mißerfolge und die "nicht nachahmenswerten" Stile von Führungsfrauen. Über die Vorbildfunktion hinaus bedeutet ihr das Aufzeigen von weiblichen Vorbildern eine Verbindung zu unserer eigenen persönlichen und geschichtlichen Vergangenheit und damit eine Grundlage zu einem weiblichen Selbstverständnis. Sie legt keinen Wert darauf, "den großen Männern in der Geschichte", nun, einer Nachholaktion gleich, große Frauen an die Seite zu stellen, sondern sie interessiert vielmehr die weiterführende Frage, ob diese Frauen anders führten als Männer, und, wenn dem so sei, wie dann die zukünftigen "Führungsfrauen der Gefahr der Anpassung an überholte männliche Verhaltensmuster entgehen und ihr weibliches Anderssein zum Besten des Unternehmens, der Wirtschaft und der Gesellschaft in Bestehendes integrieren" könnten. Und, sie stößt auf eine Quelle von Führungsqualitäten, die sie im Schlußkapitel noch einmal auflistet und darüber hinaus zu folgendem Fazit kommt: die Auswahl der Frauen in diesem Buch beweise, "daß sie (die Frauen) eher zu Konsens als zu Konflikt, eher zu Verhandlungen als zu bewaffneten Konfrontationen neigen." Das Muster, "wie ein Mann zu sein" gehöre abgelegt, denn nichts sei weniger überzeugend, als wenn Frauen versuchten one of the boys zu sein. Die Gesellschaft brauche keine Gleichschaltung und keine Nivellierung, sondern Gleichwertigkeit und Differenzierung und eine Ergänzung beider Denk- und Handlungsweisen. In diesem Sinne könnten beide Geschlechter voneinander lernen. Die von ihr zitierte Alice Sargent sieht in der Person des zukünftigen Managers (beider Geschlechter) einen Lehrer, Förderer und Erzieher. Und Frauen, so M. Siegel, könnten diesen Wandel fördern, indem sie ihre persönlichen Werte zur Geltung bringen. Das Buch regt außerdem zum Weiterlesen und Weitersuchen von weiblichen Biografien an - nicht allein von "nur" achtundzwanzig Frauen! 

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Weibliche Führungskunst.

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