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Lindstrøm,Helen/Sniehotta, Jutta: Abwegig. Überleben und Therapie bei ritueller Gewalt., Asanger Verlag, Kröning 2016, 185 Seiten.


Das schwierige und leicht auf Abwehr stoßende Thema rituelle sexuelle Gewalt lässt sich nicht so einfach abhandeln, ohne die LeserInnen zu verschrecken. Die beiden Autorinnen (die Betroffene schildert ihre Therapie, die Therapeutin steuert aus ihrer Perspektive bei) versuchen, die Abwehr nicht sofort herauszufordern. Sie erzählen eine Geschichte, wie sie sagen: ein Märchen. Märchen sind ursprünglich mündlich weiter erzählte Geschichten für Erwachsene. Da werden auch vielfältige Grausamkeiten erzählt und es bleibt den ZuhörerInnen selbst überlassen, wie viel sie vom Erzählten für wahr nehmen wollen. Märchen beinhalten Themen des Umgangs, der Konflikte, innere und äußere, wie sie Menschen plagen. Kernstücke, tiefere Wahrheiten erschließen sich oft erst in der Interpretation. Darin liegt die Freiheit ders InterpretIn. In Rotkäppchen und der böse Wolf etwa kann so bloß eine moralische Erziehungslehre gesehen werden, wonach Kinder besser den Eltern gehorchen sollten. Oder eben ein in ein Märchen eingekleideter Inzest oder eben sexualisierte und tödliche Gewalt gegen ein Mädchen, das in seiner Not den "bösen" Anteil eines männlichen Verwandten, der zu Zwecken der Verfremdung das Geschlecht gewechselt hat, abspaltet. Der liebe Opi (?) wird zur Oma, zum gierigen Wolf. Was an der Interpretation wahr ist, entscheidet jede/r selbst. Insofern hinkt der Vergleich, denn die Autorinnen werden ungleich konkreter - und sie haben sich eindeutig positioniert.

Die gewählte "literarische" Metapher macht die Lektüre eines alle Gefühle der Widerlichkeit weckenden Themas "leichter". Und so sei es allen empfohlen, die ihre Augen vor der häßlichen Seite menschlicher Abgründe und kollektiver gesellschaftlicher Leugnung nicht verschließen wollen. Trost: Es gibt auch die hellen Seiten. Helfen wir mit, dass sie wachsen können, indem wir respektvoll miteinander umgehen.

Es hilft niemandem, wenn die Augen weiterhin verschlossen bleiben und jeder so weiter macht, als sei alles in bester Ordnung. Natürlich ist es unangenehm. Sowohl für die Betroffenen, als auch für Menschen in unserer Gesellschaft, die lieber die Augen davor verschließen möchten (167).

Bernd Kuck      
Mai 2015

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