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Jürgs, Michael: Alzheimer. Spurensuche im Niemandsland. München (List Verlag), 349 S. Neu verlegt bei Bertelsmann 2006

 


Viele haben Angst vor Krebs, aber langsam schiebt sich das Gespenst "Alzheimer" in das Blickfeld der Bevölkerung. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für den Abbau des Intellekts, des Denkens und des Gedächtnisses, des Verstandes und des Erkennens. Der Geist des Individuums wird vertrieben und die Betreffenden treten ein in eine jahrelange Phase des langsamen Todes.

Der Ex-"Stern"- und Ex-"Tempo"-Chefredakteur Michael Jürgs nähert sich dieser medizinisch noch immer weitgehend unverstandenen Krankheit mit dem Blick eines interessierten Laien. Erstmals beschrieb der Arzt Alois Alzheimer 1906 nach einer Hirnobduktion seiner verstorbenen Patientin Auguste Deter die Veränderungen im Gehirn. Dort fand der übermäßige Eiweiß-Ablagerungen und verfilzte Faserbündel von abgestorbenen Nervenzellen.

In jedem erwachsenen Gehirn gehen täglich 100.000 Nervenzellen zugrunde. Das summiert sich bei einem 70-Jährigen auf zwei Milliarden Zellen. Bei einer Alzheimer-Demenz aber sind es 50 Milliarden - bei geschätzten 100 Milliarden Neuronen, die durch etwa 100 Billionen Synapsen verknüpft sind. Ein hohes Alter scheint nicht erstrebenswert. Fast ausschließlich alte Menschen über 65 sind betroffen. Vor 100 Jahren wurden nur fünf Prozent der Bevölkerung 65 und älter. Auguste Deter wurde 56 Jahre alt. Übrigens wurde auch Alzheimer nicht alt, er starb im Alter von nur 51 Jahren in Breslau, wenn auch nicht an der von ihm beschriebenen Gehirnerkrankung.

Noch ist völlig offen, ob es einmal ein Medikament gegen Demenz geben wird. Es sind einige Gene bekannt, die eventuell mit der vermehrten Eiweiß-Ablagerung zu tun haben könnten, welche die Neuronen absterben lassen. Hohe Vitamin-E-Gaben stoppen die "Gehirnerweichung" ebenso wenig wie Ginkgo-Extrakte.

Jürgs führt den Leser zu Forschern, Pflegern und Familienangehörigen sowie in Gentechnik-Labors und Wohnheimen, er durchsuchte historische Archive und besuchte Alzheimers Wirkungsstätten. Er unternimmt lange Exkurse, die die geduldige Arbeit von Wissenschaftlern als auch den Alltag der Kranken plastisch vor Augen führt. Berühmte Namen tauchen auf: Die Schauspielerin Rita Hayworth war mit die erste Prominente, die das Schicksal Alzheimer einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Ronald Reagan und Herbert Wehner folgten.

Das Buch ist journalistisch flott geschrieben und vermittelt ohne vorausgesetztes Vorwissen viele Erkenntnisse über diese Krankheit, die in Gesellschaften mit steigendem Durchschnittsalter immer mehr Menschen betreffen wird.

Dr. Gerald Mackenthun      
März 2013

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