Friedman,Richard: Männliche Homosexualität. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1993, 334 Seiten, 38,00 Mark
Die Aussage Freuds, Homosexualität sei pathologisch, hat die Vorstellung der
Psychoanalyse von diesem abweichenden sexuellen Verhalten lange Zeit geprägt.
Der amerikanische Psychoanalytiker Richard Friedman belegt nun unter
Hinzuziehung neuerer Forschung, daß diese Meinung als überholt angesehen werden
muß. Er vertritt in dem Buch "Männliche Homosexualität" einen `biopsychosozialen
Ansatz", der den vielfältigen Einflußfaktoren, die zu unterschiedlichen Formen
der Homosexualität führen können, Rechnung trägt.
Friedman fand unter anderem heraus, daß bei späteren männlichen Homosexuellen
in auffälligem Maße das spielerische Raufen unter Knaben fehlte. Zur Begündung
wurde Angst vor Verletzung, Ablehnung männlicher Aggression und ein Gefühl,
zerbrechlich und schwach zu sein, angegeben. Dahinter steht jedoch, so Friedman,
eine grundlegende Unterentwicklung des männlichen Selbstwertgefühls, im
wesentlichen hervorgerufen durch ein Mangel an Wertschätzung von seiten der
Eltern. Die weitere Geschichte dieser Menschen verlaufe aber so unterschiedlich,
daß nicht generell von Homosexualität als seelische Krankheit gesprochen werden
könne. Friedman gehörte mit zu jenen, die sich dafür einsetzten, daß
"Homosexualität" aus der international verwendeten Liste psychischer Krankheiten
(DMS) gestrichen wurde.
Gerald Mackenthun, Berlin
Februar 1994
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