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Fin, Reuben: Der vergessene Mann, München 1990, 376 Seiten, Psychologie Verlags Union


Um das Thema "Mann" ist es etwas stiller geworden. Es ist gleichwohl immer noch aktuell, wenn auch die Moden wechseln. Aktuell wurde das Thema eigentlich erst seit der Frauenbewegung. Da Männer bislang die Wissenschaften dominiert haben, wurde mehr über Frauen geforscht als über Männer. Die Verunsicherung des Mannes hat erst deutlich gemacht, daß er letztlich der Vergessene ist. Wohl konnten sich einige von ihnen in die Geschichte einschreiben oder sich sonst einen Namen machen - oft von durchaus zweifelhaftem Wert -, wie es aber um die Männerseele bestellt ist, blieb im Dunkel.

Fin meint, man könne den Mann durch die Trias Sexualität - Aggression - Erfolg geschreiben. Dabei klaffen Phantasie und Realität, trotz sogenannter "sexueller Revolution" weit auseinander. Für die meisten Männer ist Sexualität durchaus unbefriedigend, was sie nicht einfach auf die Frauen abwälzen können. Daß Aggression im Leben vieler Männer dominiert, hängt mit dem Training zum Kampf zusammen. Wieviele Männer aber auch untergehen, wird leicht vergessen. Die wenigsten Männer können als erfolgreich (gemessen am gesellschaftlichen Klischee) angesehen werden und hetzen einem unerreichbaren und nicht hinterfragten Ideal nach, was ihnen die höchsten Suizidraten, Magengeschwüre und Herzinfarkte beschert. Das ist alles nicht neu. Fin zeigt jedoch das Elend so mancher bewunderten Männerfigur anhand (oft allzu) kurzer biographischer Skizzen. Selbst den Durchschnittsmann vergißt er nicht.

Erfreulich am vorliegenden Text ist u.a., daß Fin krasse Vereinfachungen meidet und sich nicht scheut, den Mann als aus der "Haßkultur" erwachsen zu betrachten, dem "die Gnade der späten Geburt" nicht verweigert werden sollte.

Dipl.-Psych. B.Kuck


Der vergessene Mann

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