Farhat-Naser, Sumaya: Verwurzelt im
Land der Olivenbäume. Lenos Verlag, Basel 2002, 270 Seiten., 19,90 €
Mit Beginn der Aufzeichnungen ihrer Geschichte in
„Thymian und Steine“ (Lenos Verlag, Basel 1995) hoffte die Autorin, dieses
Buch in einer Atmosphäre der Entspannung beenden zu können. Freunde und
Verwandte fragten sie damals, ob es denn überhaupt einen Sinn habe, dieses Buch
zu schreiben. „Die Antwort liegt bei denen, die es lesen“, war ihre Antwort
und trug mit diesem Buch zu einem besseren Verständnis der schwierigen und
leidvollen Situation in Palästina bei. In diesem Buch schildert die Autorin
ihren emanzipatorischen Weg im Rahmen einer patriarchalen Gesellschaft, ihren
weiteren Entwicklungs- und Lernprozess in Deutschland, ihre Rückkehr in das
besetzte Palästina und ihr Leben dort: als Dozentin an der palästinensischen
Universität Birseit, als Begründerin in der Frauen- und Friedensarbeit, mit
ersten heimlichen, noch „verbotenen“ Treffen mit israelischen Frauen, als
Ehefrau und Mutter in Sorge um ihren von israelischen Soldaten verletzten und
misshandelten Sohn und über den bitteren Alltag in den besetzten Gebieten. Sie
schrieb mit einem klaren, offenen und energischen Ton, nie verbittert, ohne Hass
aber über Hass, bereit zum Gespräch und zum Austausch. Alles in allem, las es
sich aufwühlend aber mit diesem Fünkchen Hoffnung, dass es ein Nebeneinander
der beiden Staaten geben könnte.
Inzwischen gibt es ein neues Buch von ihr. „Verwurzelt in
dem Land der Olivenbäume“ entstand in einer Zeit, in der die
Perspektivlosigkeit zunahm und die Spirale der Gewalt sich unerbittlich weiter
dreht. In 12 Kapiteln erfährt der
Leser etwas über die erdrückenden palästinensischen Zustände im Schatten des
sogenannten Friedensprozesses, über die Zusammenarbeit der palästinensischen
und israelischen Friedensfrauen und deren Grenzen, Missverständnisse,
Verletzungen und über die unermüdliche Beziehungsarbeit der Autorin und ihrer
israelischen Mitstreiterinnen. Die Autorin beschreibt die unterschiedliche
Wahrnehmung der Geschichte beider Völker und den zähen Prozess in der
gemeinsamen Friedensarbeit, den anderen mit dessen Blick auf seine Realität zu
verstehen. Betroffen macht unter anderem, wie sehr die Autorin ihren
israelischen Kolleginnen immer wieder deutlich vor Augen hält, dass ein
Austausch unter Frauen über deren gesellschaftliche Rolle und Beruf
derzeit überhaupt nicht vorstellbar und in keinster Weise die drängenden
Probleme der palästinensischen Friedensfrauen sind, solange es um Besatzer und
Besetzte, um Bedrohung und Unterdrückung geht.
Neben der Zusammenarbeit Sumaya Farhat-Nasers mit ihren
israelischen Friedens-Kolleginnen, bleiben Sorge und Angst, nicht nur vor der
Willkür von israelischer Seite, sondern ihrem eigenem Volk gegenüber, als Verräterin
verachtet oder angegriffen zu werden.
In den Medien erfahren wir über dieses zähe Bemühen und
Ringen um Frieden und Gerechtigkeit nichts oder kaum etwas, dabei sind es die
Netze, auf die politische und soziale Verständigung einst angewiesen sein wird.
Ingritt Sachse
Bonn
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