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Bruder-Bezzel, Almuth: Die Geschichte der Individualpsychologie. Frankfurt 1991, 276 Seiten, 18,80 DM


Lange mußten wir ein Buch auf dem Markt vermissen, daß sich mit der Geschichte der Individualpsychologie in Deutschland beschäftigt. Schon 1983 hatte die Autorin in ihrem Buch "Alfred Adler. Die Entstehungsgeschichte einer Theorie im historischen Milieu Wiens" auf die Unterschiede im gesellschaftlichen Umfeld Freuds und Adlers hingewiesen. Im vorliegenden Text finden wir einerseits die Chronik der Entwicklung der "Bewegung" in ihrer Verflechtung mit der Sozialdemokratie und der Reformbewegung im "Roten Wien", andererseits die Darstellung der Entwicklung der Adlerschen Lehre. Gerade wegen der engen Verbindungen zur Sozialdemokratie fiel denn die IP auch als erste den "Säuberungsaktionen" der Faschisten zum Opfer. Natürlich sind auch die Individualpsychologen nicht dem Opportunismus entgangen und haben sich, so sie nicht emigrierten, dem NS-Institut unter M.H.Göring (Vetter von Hermann Göring) eingefügt.

Als besonders zwiespältige Figur ist hier Fritz Künkel zu nennen, dessen Werk und Rolle in der IP Frau Bruder-Bezzel ein eigenes Kapitel widmet. Sehr kurz und knapp fällt die Geschichte nach 1945 aus, die scheints im Kern der Neuorganisierung und der öffentlichen Anerkennung als therapeutisches Verfahren diente. Hier gab es offenbar einen Nachholbedarf, fühlten sich doch die Individualpsychologen der Psychoanalyse gegenüber ins Hintertreffen geraten, was z.T. mit dem starken Einfluß von Rudolf Dreikurs im Deutschland der Nachkriegszeit in Beziehung steht, der eine sehr amerikanisch-pragmatische Version der Individualpsychologie entwarf.

Dipl.-Psych. B.Kuck

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Geschichte der Individualpsychologie

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