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Alexander, Eben: Blick in die Ewigkeit. Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen. 255 S., Ansata Verlag in Randome House, München 2013

 


Um es vorweg zu sagen: Das großartig angekündigte Buch ist eine ziemliche Enttäuschung. Es hat eigentlich nichts Neues zu bieten und das schon Bekannte wird nicht glaubwürdiger dadurch, dass ein Neurochirurg darüber berichtet.
Worum geht es? Alexander erkrankt an einer bakteriellen Meningitis (Hirnhautentzündung). Es bleibt unklar, wie er sich mit dem Erreger e-coli infiziert hat. Dies sei am ehesten ein Risiko für Patienten, die am eröffneten Schädel operiert werden. Keine Antibiose greift, anscheinend sind die Erreger resistent. Alexander fällt in ein fünftägiges Koma und wird von den Ärzten schon aufgegeben. Wie durch ein Wunder, zumindest gibt es keine plausible Erklärung dafür, erwacht Alexander aus dem Koma und gesundet. Nachdem er soweit wieder hergestellt ist, dass er über seinen Geist verfügen kann, schreibt er das Erlebte auf. Diese Schilderungen sind durchaus spannend zu lesen, unterscheiden sich aber kaum von anderen Berichten über Nahtoderfahrung, die Alexander nach der Niederschrift der eigenen Erfahrung begierig liest. Der Bericht, bzw. was er daraus ableitet, wird nicht dadurch wahrer, dass der Autor sich sehr gut mit dem Gehirn auskennt oder der Verlag ein Dr. med. vor den Autorennamen setzt.

So bleibt der Autor denn auch einige Antworten schuldig, bzw. erscheinen seine Erklärungen eher abwegig. Z.B. soll eine bakterielle Meningitis das Gehirn zerstören. Unbehandelt kommt es zum "programmierten" Zelltod von Nervenzellen. Wenn dies tatsächlich der Fall gewesen ist, wie konnte er dann nach seiner Genesung überhaupt noch über kognitive Funktionen verfügen, zumal die Regenerationsfähigkeit von Nervenzellen durchaus begrenzt ist, wenngleich andere nicht genutzte Zellen ausgefallene Funktionen übernehmen können? Zumindest erscheint es mir nicht zwingend, dass die Zellen tatsächlich schon zerstört sind, nur weil in den Untersuchungen im MRT keine Zellaktivität nachweisbar war.

Beeindruckender fand ich da schon den Einsatz seiner Familie. Ständig saß ein ihm vertrauter Mensch an seinem Bett und hielt ihm die Hand - Tag und Nacht. Ebenso groß war die Anteilnahme seiner Kolleginnen und Kollegen, die sich nach ihm erkundigten, alles verfügbare Wissen zusammentrugen und in Gedanken bei ihm waren.

Wohlgemerkt: Die Erfahrung zwischen Leben und Tod bleibt unbestritten. Die weitreichenden Schlussfolgerungen sind meines Erachtens nur ein Beleg dafür, dass es dem Menschen unmöglich ist, den Tod zu denken (Jakélévitch), und dass es schwer erträglich scheint, offen zu lassen, worüber wir nichts wissen können. Genau an diesen Stellen setzt Alexander Gott oder "Om" ein, ein übermenschliches Bewusstsein. Mag sein, dass es so etwas gibt - wir wissen es nicht. Auch andere Geistesgrößen kamen hier an einen Endpunkt. Einstein soll in Bezug auf die Quantenphysik gesagt haben, Gott würfle nicht. Bislang ist noch niemand aus dem jenseitigen Erdendasein zurückgekehrt um uns zu berichten. Alexanders Hauptargumente sind jedenfalls recht dünn.

So berichtet er von einem Kollegen, der nach seinem Bericht nun verstand, wieso sein im Sterben liegender Vater wie selbstverständlich zu einem scheinbar am Fußende seines Bettes stehenden Toten sprach. Als gäbe es nicht genügend vergleichbare Phänomene, etwa im Traum oder bei Halluzinationen. Überhaupt war für Alexander auffällig, dass die von Nahtoderfahrungen berichtenden Menschen verstorbenen Bekannten oder Verwandten "begegneten", er jedoch nicht. Wenn man nur genaueres erfahren könne, dann war er ebenso im Totenreich wie das kleine Mädchen, von dem Kübler Ross berichtet. Dieses Mädchen hat lange nicht über seine Nahtod-Wahrnehmungen gesprochen, vertraute sich dann aber ihrem Vater an. Sie hätte ein Geschwister gesehen und mit ihm gesprochen. Nur, sie habe doch gar kein Geschwister. Die Tränen des Vaters klärten das Geheimnis: Ihr Geschwister verstarb, als das Mädchen drei Monate alt war. Wofür ist dies nun aber ein Beleg? Die prä- und perinatale psychologische Forschung würde sage: Natürlich "kannte" sie ihr Geschwister. Immerhin war es während der Schwangerschaft präsent. Und wie feingestische Mitteilungen hat sie wohl von ihren Eltern aufgenommen, wenn sie etwa einem gleichaltrigen Kind begegneten, dass gerade so alt war, wie das verstorbene nun gewesen wäre?

Und siehe da, auch Alexander zaubert eine entsprechende Begegnung aus dem Hut. Er ist als Säugling adoptiert worden, weil seine leiblichen Eltern zu jung waren, um ihn versorgen zu können. Er hatte nie Kontakt, nahm ihn später als Erwachsener auf und erhielt nun von seinen leiblichen Geschwistern ein Foto von einer jungen Frau zugesandt, ebenfalls eine leibliche Schwester, die früh verstarb. Und siehe da, nun klärt sich für ihn auf, dass das weibliche schmetterlingshafte Wesen, dass er in seiner Nahtoderfahrung wahrgenommen hat, just diese verstorbene Schwester war. Ok, auch Erinnerungen verändern sich im Laufe des Lebens wie auch intentionale Tendenzen eines Menschen.

Bei allem Respekt vor Alexanders Erfahrung, ja sogar einer Mitfreude, dass er wieder genesen ist, was durchaus an ein Wunder grenzen mag. Aber bitte nicht solche Schlussfolgerungen Herr Naturwissenschaftler.

Bernd Kuck      
September 2013

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